3. Wie profitieren die Eltern davon und was sollten sie beachten?

Werden Kinder von klein auf an diese Mithilfe herangeführt, dann ist ihre Arbeit schnell eine echte Entlastung.

Schon Grundschulkinder können selbständig das Essen zubereiten, einen Einkauf erledigen und einen Teil des Hausputzes übernehmen. Sie können abends unter Umständen (Nachbarn in der Nähe und/oder sie haben nicht wesentlich jüngere Geschwister) ohne Babysitter zu Hause bleiben und Wege allein bewältigen. 10-12-jährige können die Wochenendreinigung der Wohnung selbständig übernehmen, sie können ein Menu planen und kochen. Sie sind im Normalfall in der Lage auch schon einmal über Nacht alleine zu bleiben und morgens selbständig aufzustehen. Ab etwa 14 Jahre gestaltet sich das Familienleben im günstigsten Fall als „WG-Leben“: Die Verantwortung für die Bewältigung des Familienalltages wird gemeinsam getragen. So entstehen Freiräume für die Eltern für berufliche Entfaltung - ebenso wie für die Freizeitgestaltung alleine oder mit der Familie.


Etwas leisten, sich in einer Gemeinschaft bewähren – das sind beglückende Erfahrungen, die zu weiteren Anstrengungen motivieren. Kinder wollen schnell „mehr davon“! Daher ist es im Normalfall nicht schwierig, sie dann auch regelmäßig an der Familienarbeit zu beteiligen. Vorausgesetzt die Eltern beschränken sich nicht auf die – zwar sehr üblichen, aber nicht besonders spannenden - Aufgaben wie „Müll wegbringen“ und „Spülmaschine ausräumen“.

 

Kinder wollen mitentscheiden, was sie wann wie machen (Arbeitspläne gemeinsam beraten, die die Kinder (!) aufschreiben/-malen), sie brauchen immer wieder auch neu herausfordernde Arbeiten (an denen sie wachsen oder sogar „über sich hinaus wachsen“ können!), sie wollen auch etwas ausprobieren dürfen und an Fehlern lernen (so gerne sie im richtigen Moment auch fachgerechte Anleitung wollen), sie wollen manchmal Freiräume, in denen die Arbeit auch zum (forschenden) Spiel werden kann - und vor allem wollen sie keine „pädagogischen“ Aufgaben! Wenn die Mutter z.B. nach dem Staubsaugen noch einmal nachsaugt, weil das Kind es nicht gut genug gemacht hat, aber doch auch mal etwas tun sollte, dann verwehrt sie dem Kind die „nützliche Erfahrung, nützlich zu sein“.

 

Den Staub im Schlafzimmer, den gespensterspielende Bettbezieher erzeugen, oder das Ei, das auf den Küchenfußboden geklatscht ist, statt in der Schüssel zu landen, wie auch zu Beginn manchmal im Ergebnis nicht perfekt erledigte Aufgaben – diesen Preis sollten Eltern für sich gut entwickelnde Kinder allerdings gerne zu zahlen bereit sein!

 

Denn die Familienatmosphäre verbessert sich schnell, wenn die Kinder nicht nur kleine Medienmonster sind, die lieber an sich selber als an andere denken. Dazu trägt auch bei, dass sich die Gesprächskultur in der Familie verbessert: beim gemeinsamen Arbeiten entsteht mindestens ebenso viel - wenn nicht mehr - Nähe als bei gemeinsamen Mahlzeiten. Wenn die Kinder auch beim Kochen mithelfen, kann besser und gesünder gegessen werden. Dem Zeitmangel, der in vielen Familien zu „Fast food“ führt, wird so entgegen gewirkt.

 

Das alles bereitet den Boden für eine humorvolle, fröhliche, entspannte und „gleichwürdig“-demokratische Familienkultur.

Beate Allmenröder, 2014