4. Frische Brötchen - ein ganz irrer Duft

„Morgen backen wir die Brötchen“ ruft mein 4-jähriger. „Und zwar ganz alleine. Du brauchst uns nicht zu helfen.“ Was ist das denn jetzt für ein Einfall?? „Nein, mein kleiner Naseweis, dazu bist du noch zu klein“. „Ich bin kein Naseweis und ich bin auch nicht zu klein.“ „Du kannst doch noch keine Brötchen backen! Du weißt gar nicht, wie das geht. Außerdem ist das gefährlich mit dem heißen Ofen.“ „Doch, ich weiß, wie das geht. Wir haben das mit Lukas und Jule auch alleine gemacht“, erklärt er keck.

 „Morgen backen wir die Brötchen“ ruft mein 4-jähriger.

  (Foto: M.Ihle)


„Wie habt ihr es denn gemacht?“ frage ich und stelle mir vor, dass sie wohl Aufbackbrötchen in den Ofen geschoben haben. Meine beiden durften nämlich in der Nacht zuvor bei meiner Freundin Karola und ihren Kindern übernachten. Mein Zweitgeborener hebt zu einer ausführlichen Erklärung an: „Also, erst einmal haben wir am Abend, Mehl und Hefe und Wasser gemischt.“ Einen Hefeteig haben die Kinder gemacht?? „Und dann haben wir am Morgen noch mehr Mehl reingemacht und dann geknetet und geknetet. Dann haben wir die Brötchen gemacht. Die mussten dann noch laufen. Und dann haben wir sie gebacken.“ Laufen? „Meinst du, die Brötchen mussten gehen?“ „Ja, sage ich doch! 30 Minuten. Jule hat es auf dem Küchenwecker eingestellt.“ „Wie? War Jules Mama nicht dabei?“ „Nein, wir haben das alleine gemacht. Habe ich doch schon gesagt. Karola hat geschlafen. Die ist erst aufgestanden, als das ganze Frühstück fertig war. Wir haben sogar den Kaffee gekocht.“

 

So ganz kann ich nicht glauben, was mir mein Kleiner da erzählt: Ich rufe also meine Freundin an, um die Wahrheit aus Erwachsenen-Mund zu hören. „Das hat dir dein Söhnchen alles völlig korrekt berichtet.“ Ich bin empört: „Du kannst doch die Kinder nicht alleine mit dem heißen Ofen hantieren lassen!“ „Beruhige dich – und höre mir gut zu, wie diese Brötchen funktionieren. Die kann nämlich tatsächlich dein Kleiner auch schon alleine machen. Du wirst begeistert sein und nie wieder andere Frühstücksbrötchen wollen. Nicht nur weil sie so gut schmecken, sondern vor allem, weil du dann an Wochenend-Morgenden ausschlafen kannst.“ „Na, dann erkläre mir mal diese Wunderbrötchen“, bitte ich – sehr skeptisch.

 

„Am Abend verrührt ihr 2 bis 3 Tassen Mehl in einer großen Schüssel mit einem Tütchen Trockenhefe und 2 Teelöffeln Salz und fügt dann soviel Wasser dazu, bis es ein flüssiger Brei ist. Tuch drüber, fertig.“ Sie fährt fort: „Am Morgen rühren die Kinder mit einem Holzlöffel Mehl in den Brei, bis er etwas trockener ist. Dann kneten sie mit den Händen den Teig fertig. Und zum Schluss formen sie die Brötchen und setzen sie auf ein Backblech mit Backpapier. Und jetzt…“ fährt sie fort – „höre mir gut zu: dann schieben die Kinder die Brötchen in den kalten Ofen. Sie stellen den Küchenwecker auf 30 Minuten. Und wenn der Wecker klingelt, stellen sie den Herd auf 180 Grad und den Wecker auf 25 Minuten.“ Sie wartet einen Moment meine Reaktion ab, um dann doch selber weiter zu reden: „Hast du es gemerkt? Sie haben gar nichts mit dem heißen Ofen zu tun – bis die Brötchen fertig sind.“

 

„Gell, wir dürfen morgen Brötchen backen?!“, umspringen mich meine beiden, kaum dass ich den Hörer aufgelegt habe. „Wir haben bei Jule und Lukas genau gesehen, wie man das machen muss. Du musst uns nur noch zeigen, wie viel Kaffeepulver wir in die Kaffeemaschine machen müssen. Dann braucht ihr erst aufzustehen, wenn das Frühstück fertig ist.“

Die Vorstellung, in Ruhe auszuschlafen, ist sehr verlockend. „Na gut.“

 

Am nächsten Morgen hören wir – zwei Stunden später als gewohnt – die ersten lauten Töne: „Frische Brötchen – ein ganz irrer Duft“ singt die Spitzmaus von der Kinder-CD („Schlapps und Schlumbo“ von Reinhard Lakomy/Monika Ehrhardt.) „Was schnuppert so lecker, so herrlich nach Bäcker…“ Und da stehen auch schon vorm Elternbett zwei „Nase-Weiße“: Zwei einigermaßen bemehlte Kinder mit roten Backen und leuchtenden Augen. „Ihr sollt jetzt aufstehen, dass Frühstück ist fertig“, ruft das 4-jährige Mehlmonsterchen „Hört ihr das Lied?! Das passt genau“, kräht das 6-jährige Mehlmonsterchen.

 

Meine Freundin Karola hatte nicht zu viel versprochen: Dieses Brötchen-Rezept ist ein wahres Wunderrezept: die Brötchen köstlich, das Frühstück friedlich, die Kinder glücklich, die Eltern ausgeschlafen. Dafür haben wir Erwachsenen das kleine Küchenchaos, das in der Tat entstanden war, gerne aufgeräumt.

 

(Bemerkung zum Brötchen-Backen: Wenn die Kinder sich das Brötchen-aus-dem-heißen-Ofen-holen noch nicht zutrauen, können es die Erwachsenen machen. Die Backzeit kann je nach Ofen und Brötchengröße etwas variieren. Und: Bevor man die Kinder alleine backen lässt, das Rezept einmal mit den Kindern zusammen ausprobieren. – Für das Rezept braucht man ca. 500 – 800 g (Vollkorn-) Weizen- oder Dinkelmehl, Wasser, ein Tütchen Trockenhefe und 1-2 Teelöffel Salz. Wenn man möchte: Zum Verzieren Sonnenblumenkerne, Sesam, etc.)                              Zum Rezept =>

Beate Allmenröder